Olá, Valenica!
Im September 2022 absolvierten 11 Lehrlinge aus Frankfurter Betrieben ein dreiwöchiges Auslandspraktikum in der südspanischen Metropole. Hier berichten zwei von ihnen über ihre Erfahrungen
Olá, Valenica!
Im September 2022 absolvierten 11 Lehrlinge aus Frankfurter Betrieben ein dreiwöchiges Auslandspraktikum in der südspanischen Metropole. Hier berichten zwei von ihnen über ihre Erfahrungen
Laurent Heinz Rappe war einer von elf Lehrlingen aus dem Kammerbezirk, die im sonnigen Valencia ein dreiwöchiges Auslandspraktikum absolvierten. Um es kurz zu machen: „Alle kehrten begeistert und um viele Erfahrungen reicher zurück“, konstatierte Projektbetreuer Mateusz Krzyzanowski nach der Rückkehr.
Auf Überraschungen gefasst sein
Dass so ein Auslandsaufenthalt schnell jede Menge Überraschungen mit sich bringen kann, spürte als erster Laurent-Heinz Rappe. Der Elektromechaniker-Lehrling sollte sein Praktikum in einer Baufirma absolvieren. „Doch schnell stellte sich heraus, dass ich dort der einzige Elektriker war und mir keiner etwas beibringen konnte.“ In solchen Fällen zeigt sich, ob die Organisation vor Ort schnell und flexibel reagiert. „Das war bei mir der Fall. Unser Hwk-Betreuer vor Ort, Mateusz Krzyzanowski, brachten mich sofort in einem neuen Praktikumsbetrieb unter.“ Der neue Betrieb entpuppte sich als Glücksfall. „Es war ein kleines Familienunternehmen, das vor allem im Entstörungsdienst tätig war“, erzählt Laurent. „Ich war ständig unterwegs, konnte selbst mit Hand anlegen und zeigen, was ich schon draufhatte.“ Laurent montierte Lampen, Schalter, defekte Steckdosen direkt in den Wohnungen der Kunden. Da Laurent im Abitur Spanisch als Fremdsprache hatte und seine Kollegen etwas Englisch konnten, klappte die Verständigung sehr gut. „Nach der Arbeit erkundete ich mit anderen Azubis die Stadt, erholte mich am Strand. Ich habe viel gesehen und viel gelernt. Ich kann jeden nur ermutigen: Macht ein Auslandspraktikum!“
Beim Improvisieren Wissen praktisch anwenden
Ganz ähnlich denkt auch Anne Bleiß. Die 21-jährige, die im 4. Ausbildungsjahr zur Kfz- Mechatronikerin bei F/G/M in Fürstenwalde ist, absolvierte ihr Praktikum in einem kleinen Familienbetrieb, betrieben von zwei Brüdern, Juán und Guillermo und deren Mitarbeiter Paco. Mit Juán sprach Anne Englisch. Mit Guillermo und Paco ausschließlich Spanisch. „Sprachkenntnisse sind natürlich von Vorteil. Aber wenn wir mal nicht weiterwussten, war der Google Übersetzer eine gute Hilfe.“ Noch einen Tipp hat Anne: „Immer schauen, von wem man das meiste lernen kann.“ In ihrem Fall war das Guillermo. „Er beschäftigte sich am meisten mit der Kfz- Elektrik. Da ich in meinem Ausbildungsbetrieb auch eher damit beschäftigt bin, interessierte es mich, wie er Probleme löst und was er vielleicht anders macht.“
Jede Menge neue Erfahrungen
Das Arbeiten in Spanien, so empfanden es die meisten Rückkehrer, sei in Spanien „irgendwie entspannter“ als in Deutschland. Einen weiteren Unterschied bringt Anne so auf den Punkt: „Die Werkzeuge in Spanien sind im Vergleich zu dem, was wir in Deutschland kennen, wesentlich einfacher. Gestaunt habe ich darüber, wie viel selbst gebaute Werkzeuge genutzt werden.“ Und mit denen Probleme zu lösen, ist manchmal gar nicht einfach: „Spannend war etwa die Reparatur eines alten Land Rover von 2003. Der hatte ein defektes Steuergerät. Ein neues hätte 280 Euro gekostet. Also haben wir das defekte Steuergerät selbst repariert und zusätzlich einen Schalter am Ganghebel eingebaut, um sicherzustellen, dass alle Voraussetzungen für den Motorstart gegeben sind. Dazu musste ich mein ganzes Wissen abrufen und überlegen, wie man es auch mit einfachen Werkzeugen schafft, dieses Problem zu lösen. Wenn dann am Ende alles funktioniert, ist das ein sehr schönes Gefühl. Meine Kollegen waren echt erstaunt, dass ich so viel wusste, einen guten Überblick über alle Systeme im Auto und praktische Erfahrung hatte. So fuhr ich mit dem Gefühl zurück, hier in Deutschland eine extrem hochwertige vor allem praxisorientierte Ausbildung zu erhalten.“
Abschied mit Baguettes und Tortillas
Annes und Laurents Fazit: „Wir haben neue Menschen kennengelernt, Freunde gefunden und jede Menge Erfahrungen gesammelt. Etwa die, mehr oder weniger allein in einem fremden Land zu leben und zu arbeiten. Zu sehen, wie in einem anderen Land gearbeitet wird. Zu beobachten, wie Menschen dort miteinander umgehen und sich helfen.“ Angst vor der Fremde müsse niemand haben. Anne schildert ihre spanischen Kollegen als unfassbar freundlich. „Mein Chef hat zum Abschied alle zusammengerufen, belegte Baguettes und Tortilla gekauft. Wir haben uns alle zusammen in die Werkstatt gesetzt und gemeinsam gegessen.
„We will Brot you“ steht auf den T-Shirts der Lehrlinge in der Eberswalder Bäckerei Wiese. Seit 24 Jahren wird hier bereits ausgebildet. Auch der Hersteller von Luxus-Jalousien in Brieskow-Finkenheerd sieht in der Lehrlingsausbildung die Zukunftssicherung.
Beide Handwerksfirmen erhielten am 10. November den diesjährigen Ausbildungspreis Brandenburg. Der würdigt herausragendes Engagement in der Nachwuchsgewinnung und Berufsnachwuchsausbildung. „Bei uns lernen schwächere Schüler mit schlechterem Schulabschluss neben Lehrlingen, die bereits einen Bachelor haben. Alle erhalten eine auf ihre Kompetenzen zugeschnittene Perspektive“, erläuterte Björn Wiese das Credo seiner Bäckerei. Die Laudatio hob die Leistungen der Firma bei der Integration hervor. Seit vielen Jahren bietet das Unternehmen Auszubildenden mit Migrationshintergrund besondere Unterstützung in Form von Nachhilfe, bei der Wohnungssuche und Unterstützung bei Aufenthaltsgenehmigungen und Einbürgerungen. „Interkulturelle Verständigung ist für uns gelebte Realität“, sagte Björn Wiese bei der Preisverleihung und verwies darauf, dass inzwischen zwei Mitarbeitende mit Migrationshintergrund zur Führungsebene der Firma gehörten. Dieser Ansatz machte die Wiese GbR zu einer der kreativsten und im Durchschnittsalter jüngsten Bäckereien in Ostbrandenburg.
Privatbäckerei Björn Wiese in Eberswalde, Landkreis Barnim
In der Laudatio für den Jalousiehersteller HOTSPOTBLINDS heißt es: „Der Handwerksbetrieb beschäftigt 36 Mitarbeiter und bietet kontinuierlich Lehrstellen an und seinen Lehrlingen sehr viele Vorteile, unter anderem individuelle Arbeitszeiten, Übernahmegarantie bei guten schulischen Leistungen und die Ausbildung in einem international agierenden Handwerksunternehmen. Ende 2021 zählte das Unternehmen fünf Azubis. Im Laufe dieses Jahres kam noch ein Lehrling hinzu. … Diese Firma beweist: Wenn man sich zeigt, wenn man sich dreht, wenn man den Kontakt zu Schülerinnen und Schülern sucht, dann trifft man Jugendliche und kann sie für sich gewinnen und einnehmen, ihnen eine zukunftssichere Ausbildung und Arbeit bieten. In der Berufsorientierung zeichnet sich die Firma durch Workshops an Schulen und Gymnasien aus, bietet Praktikumsplätze und Ferienjobs an, nimmt regelmäßig an den Lehrberufeschauen des Handwerks teil. Der Handwerksbetrieb übernimmt die Fahrkosten zur Berufsschule und stattet die Berufsschüler mit Tablets aus. Bei komplexen Lehrschwerpunkten unterstützt das Unternehmen die Auszubildenden auf Wunsch mit Privatunterricht.“
Hotspotblinds GmbH in Brieskow-Finkenheerd, Landkreis Oder-Spree
Herzlichen Glückwunsch zum „Lehrling des Monats“, Laurent Heinz Rappe in Eberswalde.
Seit drei Jahren erlernt Laurent Heinz Rappe den Beruf eines Elektrotechnikers bei der Firma »Robert Engelhardt – der Elektromeister GmbH«. Jetzt erhielt der aufgeschlossene junge Mann die Auszeichnung Lehrling des Monats. »Dass man gute Leistungen in der Berufsausbildung würdigt, findet er eine tolle Idee«, findet er. Laurent begann zunächst ein duales Studium der Elektrotechnik. »Aber ich merkte nach zwei Semestern, dass mir das zu wenig praxisbezogen ist. Nach zwei Semestern brach ich ab und schaute mich um. Meine jetzige Ausbildungsfirma ist zwar 30 Mitarbeiter groß, aber doch sehr familiär. Das gefällt mir, denn ich habe immer einen Ansprechpartner und einen fordernden, aber auch verständnisvollen Chef. Ich glaube, dass das für junge Menschen sehr wichtig ist. Ich will, dass man mir etwas zutraut. Aber auch, dass man mir entgegenkommt. Pläne für die Zukunft hatte ich, als ich damals mit dem Studium begann. Jetzt setze ich mir eher nahe Ziele. Mein erstes ist, ein guter Elektrotechniker zu werden. Aber auch nach der Gesellenprüfung will ich mich weiterentwickeln. Ist doch klar. Schließlich bietet kaum ein anderer Beruf so viele Spezialisierungsmöglichkeiten. Meisterschule? Das wäre das nächste Ziel.«
Frank Ecker (r.), Hwk-Hauptgeschäftsführer, gratulierte Laurent Heinz Rappe, dem Lehrling des Monats November. Der Gratulant weiß aus vielen Betriebsbesuchen mit Lehrlingen: »Nach dem Abi muss man nicht gleich studieren. Im ortsansässigen Handwerk lernt man fürs Leben: Leistungsbereitschaft und Lösungsorientierung. Auf dem persönlichen Konto landen zudem sehr ordentliche Azubi-Verdienste (meist mehr als ein Stipendium und Bafög), Teamfähigkeit, Kundengespräche und natürlich Fähigkeiten/Fertigkeiten im Handwerk. Unbezahlbar!«
Mirko Schwanitz
Herzlichen Glückwunsch zum „Lehrling des Monats“, Nora Heese in Wriezen.
„Ich bin der Meinung, dass Betriebe junge Leute nur halten können, wenn sie wertgeschätzt werden. Das fühlen und spüren wir genau. Die Auszeichnung »Lehrling des Monats« empfinde ich als eine solche Wertschätzung.“
Meine Eltern lebten mir vor, dass man sich anstrengen muss, um etwas zu erreichen. Nach dem Abi wusste ich nicht, was ich werden wollte. Also arbeitete ich zunächst bei den Wriezener Backstuben als Verkäuferin. Aber noch immer war ich vom Gymnasium her so »programmiert«, dass ich an die Uni wollte.
Nach einem Jahr begann ich Medienkommunikation zu studieren. Dann kam Corona. Das Studium verlagerte sich in die Einsamkeit des Online-Lernens. Ich aber muss mit Menschen zusammen sein. Ich brach ab, fing wieder in der Bäckerei an, die mir eine Berufsausbildung als Fachverkäuferin anbot.
Ich konnte gleich ins zweite Lehrjahr einsteigen. Und ja, was soll ich sagen: Ich bin hier glücklich.“
Die Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg wird im Rahmen des Projektes „Fachkräftesicherung im Regionalen Wachstumskern (RWK) Frankfurt (Oder) / Eisenhüttenstadt“ für den Zeitraum 30. März 2022 – 31. Dezember 2024 verschiedene Maßnahmen zur Nutzung von Potentialen bei der beruflichen Orientierung von jungen Menschen, bei der Ausbildung und Fachkräftesicherung im RWK entwickeln und umsetzen. Inhalt des Projektes sind dabei folgende Leistungen:
Das Primärziel dieses Projektes ist es dabei, das Gesamtkonzept zur Fachkräftesicherung im RWK zu erneuern. Dabei sollen die Handlungsempfehlungen zur Fachkräftesicherung unter Berücksichtigung der neuen wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie, der Digitalisierung und der neuen Klimaziele fortgeschrieben werden. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die Entwicklung einer neuen und innovativen Form der beruflichen Orientierung.
Festzustellen ist, dass junge Menschen auch in den letzten zwei Jahren der Corona-Pandemie im RWK- Gebiet gute Chancen hatten, einen Ausbildungsplatz zu finden. Nicht besetzte Ausbildungsplätze sind deshalb nicht nur die Folge der Corona-Pandemie. Vielmehr spielen hier die Verschiebung hin zu vollzeitschulischen Bildungsgängen, der demografische Wandel und konjunkturelle Unsicherheiten eine nicht unbedeutende Rolle. Junge Menschen tendieren aufgrund ihrer Unentschlossenheit, welchen beruflichen Werdegang sie einschlagen wollen, eher dazu, länger im Schulsystem zu verbleiben, um höhere Schulabschlüsse zu erwerben.
Aus diesen Gründen ist der Fachkräftebedarf bei den Unternehmen weiterhin hoch und wird die Wirtschaft auch künftig vor große Herausforderungen stellen. Zur Stabilisierung des Ausbildungsmarktes während und auch nach der Pandemie kommt es vor allem darauf an, Ausbildungsbetriebe zu unterstützen, ihr Ausbildungsangebot zu erhalten bzw. zu erhöhen und jungen Menschen eine Berufsorientierung zu geben. Dazu soll dieses Projekt beitragen.
© hwk-ff.de/Leif Kuhnert
Der Regionale Wachstumskern Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt ist einer der 15 Wachstumskerne in Brandenburg. Er hat sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt und kann dadurch gute Wachstumspotenziale für die Zukunft aufweisen. Das Gesamtkonzept zur Fachkräftesicherung im RWK aus dem Jahr 2011 wurde durch die Fortschreibung im Jahr 2018 aktualisiert. In diesem Zusammenhang wurde eine Bestandsaufnahme der bisherigen Aktivitäten zur Fachkräftesicherung vorgenommen und es erfolgte eine Identifizierung der künftigen Handlungsbedarfe. Dabei wurde das Thema Fachkräftesicherung als gemeinsame Aufgabe verschiedener Akteure verstanden. Es wurden die Rolle und die Aufgaben der kommunalen Akteure präzisiert und entsprechende Handlungsempfehlungen erarbeitet. Festgestellt wurde, dass die Fachkräftesicherung keine gesetzliche, originäre Aufgabe der Kommunen ist, sondern u. a. vorrangig in Zuständigkeit der privaten Akteure des Arbeitsmarktes sowie des beruflichen Aus- und Weiterbildungsmarktes (Unternehmen, Kammern, Bildungsdienstleister und Beschäftigten) liegt.
Assistentin der Abteilung Berufsbildung
Telefon: 0335 5619 - 150
Telefax: 0335 5619 - 117
© regionalerwachstumskern.de
Gefördert aus Mitteln des Bundes und des Landes Brandenburg im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ – GRW-Infrastruktur.
Aktivitäten
Zwei Wochen seien viel zu kurz, sagt Léo Imbert- Piquemal, Tischlerlehrling im zweiten Lehrjahr. Einarbeiten koste Zeit, sagt auch sein Betreuer bei der Tischlerei Winter, Herr Schneider. Er habe selber schon an Austauschprogrammen teilgenommen. „Das Erweitert den Horizont.“ Eine Aussage, die Mateusz Krzyzanowski, Mobilitätsberater der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg, häufig hört, wenn er die Betriebe besucht, in denen die Praktikanten untergebracht sind.
Zwölf Lehrlinge – darunter Anlagenmechaniker, Maurer, Metallbauer, Schweißer und Tischler – konnte er erfolgreich an acht Mitgliedsbetriebe vermitteln. Neben der Tischlerei Winter hießen die STAMA Stahl-und Maschinenbau Bad Saarow GmbH, die Tischlerei Schoppe in Bad Saarow, die HTS Müllroser Hoch-, Tief- und Straßenbau GmbH, die Modellbau Stein GmbH, die Tischlerei Netzker und die Rema Haustechnik GmbH die jungen Franzosen willkommen. Eine Ausnahme machte Gérard Sueur, der Metallbauer und Schweißer macht zurzeit seinen Meister und konnte seine Erfahrungen aus dem eigenen Betrieb in Frankreich bei der Peter Bönisch & Steffen Bönisch GbR einbringen.
Das größte Hindernis sei die Sprache gewesen, das geben die frankfurter Betriebe und die französischen Lehrlinge gleichermaßen zu. Doch mithilfe von Smartphone-Apps und mit „Händen und Füßen“ hätte die Kommunikation geklappt. Wenn man in den Betrieben nachfragt, warum sie sich für eine Aufnahme eines oder sogar dreier Lehrlinge, wie die HTS GmbH, entschieden hat, antworten die meisten Firmeninhaber, dass es eine Bereicherung für den Betrieb ist. Der ein oder andere Meister spiele auch schon mit dem Gedanken, die eigenen Lehrlinge für ein Praktikum ins Ausland zu schicken.
Die Zurückhaltung bei den deutschen Lehrlingen während der Lehre an einem Austauschpraktikum teilzunehmen, sei aber stärker, weiß Mateusz Krzyzanowski, der wieder in den Planungen für den nächsten Austausch steckt.
Die Handwerkskammer möchte sich bei den an diesem Projekt teilnehmenden Handwerksbetrieben recht herzlich bedanken: