Strahlender Sonnenschein begrüßt uns am Flughafen Marco Polo, nach 1 1/2 Stunden Flug, in Bella Italia. Nach vielen Wochen der Vorbereitung, Organisation und Planung geht mein Auslandspraktikum endlich los. Ich bin sehr gespannt darauf neue Kontakte zu schließen, eine fremde Kultur zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln. Jedoch wird die Vorfreude überschattet von einer nicht ganz so reibungslosen Anreise. Unsere Selbstständigkeit wird das erste Mal auf die Probe gestellt. Mit einer Stunde Verspätung treffen wir dann aber doch noch heil im Bahnhof von Vicenza ein. Meine Gastmutter, Roberta, wartet schon auf mich und bringt mich zu Ihr nach Hause, wo mir bereits der Duft von Pasta in die Nase steigt. Das können die Italiener besonders gut – leckeres Essen.
Die ersten Tage in der neuen Umgebung waren besonders anstrengend aber auch ereignisreich. Vor allem das Busfahren hat den meisten bis zum Ende Kopfschmerzen bereitet. Die italienische Pünktlichkeit haben wir gleich von Anfang an kennengelernt. Am besten man stellt sich einfach an eine Haltestelle und wartet auf den richtigen Bus, anstatt sich auf irgendwelche Zeiten einzustellen. Zum Glück hat mir mein Chef ein Fahrrad für die drei Wochen ausgeliehen und ich kann die Stadt und Umgebung ohne Stress erkunden.
Vicenza ist wirklich eine schöne alte Stadt mit italienisch-orientalischer Architektur. Die kleinen Gassen laden zum Schlendern ein und man bekommt sofort Urlaubsfeeling. Am schönsten finde ich den Platz um die Basilica Palladiana, wo sich abends gefühlt halb Italien trifft um zusammen zu essen, zu trinken und vom Tag zu erzählen. Das Urlaubsgefühl ging jedoch schnell vorbei nach dem die ersten anstrengenden Tage im Praktikum vorüber waren. Viel Spaß hat es dennoch gemacht. Mein Chef hat eine kleine Werkstatt etwas außerhalb des Zentrums und begrüßte mich mit einem fröhlichen „Buongiorno“ an meinem ersten Arbeitstag. Er stellt zum größten Teil Schranksysteme und Designer Möbel her. Bei diesen Arbeiten konnte ich ihm über die Schulter gucken und zur Hand gehen. Wir haben auch zusammen Fenster renoviert oder einen Hühnerstall für einen Kunden hergestellt (kein typischer Auftrag!). Während der Zeit bei meinem Chef, Antonio, habe ich jedoch vor allem eines gelernt: Die Italiener haben die Ruhe weg! Egal wie stressig die Auftragssituation bei ihm aussah, er hat es sich nie anmerken lassen. Bis jetzt habe ich seine Organisation immer noch nicht verstanden, falls er denn eine hat. Man sagt ja: Das Genie beherrscht das Chaos. Nach drei Wochen habe ich mich allerdings daran gewöhnt von einem Projekt zum nächsten zu springen, ohne erstmal das eine zu beenden. Vielleicht wird mir die deutsche Ordnung dann fast ein bisschen langweilig vorkommen, wenn ich wieder zu Hause bin.
Abschließend kann ich sagen, dass mir das Praktikum im Ausland sehr viel Spaß gemacht hat und ich viele neue Erfahrungen im Gepäck habe, wenn es wieder nach Hause geht. Darüber hinaus denke ich, dass ich vor allem im Punkt Selbständigkeit ein Stück dazugelernt habe. Ich war zum ersten Mal auf mich allein gestellt und ich muss sagen, dass es von Tag zu Tag besser und leichter wurde. Zum Beispiel sich zu verständigen, den Alltag zu planen oder einfach nur Bus zu fahren. Einmal aus dem normalen Alltag herausgerissen zu werden und ein bisschen Mut zu zeigen, ist manchmal gar keine so schlechte Sache. Ich würde es auf jeden Fall noch einmal tun, wenn mir wieder ein Auslandspraktikum angeboten wird, denn ich denke, dass einem damit ein Stück Erfahrung für den zukünftigen Weg mitgegeben wird.